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Winzling von Marion Dane Bauer. Jugendbuchempfehlung

Marion Dane Bauer:

Winzling

1. Bibliografische Angaben und Lesestufe

  • Marion Dane Bauer: Winzling. München: dtv, 2007, 144 S. (mit Bildern von Ute Martens, aus dem Englischen von Heike Schlatterer, Originaltitel: Runt)
  • Lesestufe: 5. Klasse

2. Inhaltsangabe

In den Wäldern Minnesotas werden fünf Wolfswelpen geboren. Sie erhalten Namen, die ihre zukünftige Rolle im Rudel bezeichnen: Kämpfer, Schnüffler, Läufer und Denker. Ein Welpe ist auffällig klein und zeigt noch keine besondere Fähigkeit, so dass er zunächst Winzling genannt wird. Sein Aufwachsen ist geprägt von einem permanenten Bemühen um Anerkennung, allerdings ist er in Kämpfen immer wieder unterlegen und bringt sich und das Rudel mehrfach in Gefahr. Nach einer Konfrontation mit einem Stachelschwein pflegen ihn Menschen gesund; nun wird er nicht nur wegen seiner Größe verspottet, sondern auch dieses Kontakts wegen geächtet. Als ein Wolf den Kampf um die Vorherrschaft im Rudel verliert und die Gemeinschaft verlassen muss, schließt sich Winzling ihm an. Er sieht für sich keine Aufgabe in dem Rudel, zudem ist er mit den Ansichten seines Vaters, des Leitwolfs, nicht einverstanden; dieser verbietet dem hungernden Rudel Fleisch aus dem menschlichen Einflussbereich. Den Respekt vor seinem Vater erlangt der Sohn wieder, als der ausgestoßene Wolf an von Menschen vergiftetem Fleisch stirbt. Erst als Winzling einen verletzten Elch aufspürt und damit etwas für das Wohl des Rudels tun kann, traut er sich zu seiner Familie zurück. Freudig heult er die Botschaft von der beendeten Hungersnot durch den Wald und erhält endlich einen neuen Namen: Sänger.

3. Kurzinformationen zur Autorin

Die US-amerikanische Schriftstellerin Marion Dane Bauer unterrichtet Writing for Children and Young Adults am Vermont College und veröffentlicht auf ihrer Homepage (http://www.mariondanebauer.com) zahlreiche Schreibtipps. Dort lädt sie auch ein, per E-Mail Kontakt zu ihr aufzunehmen; dies wäre in Zusammenarbeit mit dem Englischunterricht sicherlich ein spannender Abschluss des Unterrichtsvorhabens um die Lektüre Winzling. Für dieses Buch erhielt die Autorin den Kinder- und Jugendbuchpreis Minnesotas (Maud Hart Lovelace Award)
und den Georgia Children’s Book Award.

4. Allgemeine Einordnung

Die Erzählung eignet sich aus vielen Gründen für den Einsatz im Deutschunterricht von leistungsstarken 4. oder schwächeren 5. und 6. Klassen. Die Schilderung der Welt aus der Sicht eines kleinen Wolfes ist eine spannende Perspektive und der Protagonist schafft bei den Schülern ein starkes Mitgefühl: Sie leiden mit, wenn Winzling immer wieder vom Rudel ausgeschlossen wird, und spüren, welche Gefahr für dessen Vater von dem Herausforderer ausgeht. Besonders die Episoden im Einflussbereich der Menschen regen die Kinder zum Nachdenken über das eigene Verhalten gegenüber Tieren an. Der geringe Umfang von nur etwa 140 Seiten führt dabei schnell zu dem Erfolgserlebnis, ein gesamtes Buch gelesen zu haben. Winzling ist zudem hervorragend geeignet, um produktionsorientiert das Füllen von Leerstellen zu üben, an vielen Stellen sind innere Monologe oder Dialoge denkbar (z. B. zwischen den Menschen, die Winzling finden). Thematisch bietet die Erzählung zahlreiche Anknüpfungspunkte: Interessante Aspekte sind beispielsweise die Rolle von Außenseitern oder die Bedeutung von Namen. Außerdem lernen die Schüler natürlich sehr viel über Wölfe und sind sehr motiviert, nach der Lektüre weiter über diese Tiere zu recherchieren, wobei eine Kooperation mit dem Biologielehrer gewinnbringend ist. Auch der Kunstunterricht könnte einbezogen werden, indem die Schüler Bilder von Winzlings Beschreibungen der Welt zeichnen. Da der kleine Wolf seine Umgebung mit allen Sinnen wahrnimmt, bietet sich auch eine Exkursion in den Wald an: Diese Wahrnehmung nachzuempfinden bereitet den Kindern sehr viel Spaß und macht sie sensibler für die Natur.

5. Strukturelle und sprachliche Besonderheiten

Die Erzählung umfasst etwa 140 Seiten, die in 22 kurze Kapitel unterteilt sind, und ist so leicht von den Schülern zu bewältigen, zum Vorlesen allerdings zu umfangreich. Das Schriftbild ist recht groß gesetzt, zudem lockern zahlreiche sehr schöne Bleistiftzeichnungen den Text auf. Eine hohe Anschaulichkeit gewährleisten auch die sehr genauen Naturbeschreibungen, wobei die Autorin oft mit Vergleichen arbeitet: „Der Sumach strahlte in tiefem Rot und die obersten Blätter des Ahorns, unter dem Winzling oft lag, leuchteten in allen Farben. Die Blätter der Espen zitterten an ihren dünnen Ästen und rasselten so ausgetrocknet wie der Tod.“ (S. 9 0) Die Sprache insgesamt ist leicht verständlich, ebenso die Handlung, die chronologisch dargestellt wird. Durch die personale Erzählsituation und zahlreiche Einschübe in erlebter Rede („Vater! Sein Vater hatte ihn Winzling genannt!“, S. 9 0) identifiziert sich der Leser mit dem Protagonisten. Dieses Stilmittel – die Stellen, an welchen der Erzähler „Winzlings Gedanken lesen kann“ – können die Schüler selbst herausarbeiten.

6. Didaktische Anregungen
Namen
Die Namen der ersten vier Welpen des Wurfes wählt die Wolfsmutter nach deren Aussehen und Verhalten; Denker hat z. B. Falten auf der Stirn (S. 7 f.). Im Unterricht rekapitulieren die Schüler dies und denken anschließend darüber nach, wie wir Menschen eigentlich einen Namen für ein Neugeborenes aussuchen. Der Schwerpunkt bei diesem Thema sollte auf Winzlings Bemühen um einen neuen Namen liegen. Zu dem fünften Welpen kommt der Mutter nicht sofort ein Name in den Sinn und mit dem Ausspruch des Vaters „So ein Winzling!“ (S. 11) ist dann eine vorläufige Entscheidung gefallen. Zunächst schlägt ein Rabe „Stern“ oder „Prinz“ (S. 20) als Alternativen vor. Die Schüler können beurteilen, ob sie diese passend finden. Auch Winzling selbst glaubt bald, einen neuen Namen gefunden und verdient zu haben: „der Tapfere“ (S. 53). An das Lesen der entsprechenden Textstelle (6. Kapitel) können sich verschiedene Schreibaufträge anschließen:

  1. Erzähle, was passiert ist, dass Winzling nun „der Tapfere“ heißen will!
  2. Was fühlt der kleine Wolf, als er zum Rudel rennt?
  3. Lies die nächsten Seiten. Wie reagiert der Vater auf Winzlings Vorschlag?

Die weiteren Namen, die Winzling vorschweben, sind „Versorger“ (S. 63), „Bezwinger“ (ebd.) und „Ernährer“ (S. 113). Die Schüler erzählen, in welcher Situation Winzling von diesen Namen träumt. Schließlich erhält Winzling von seinem Vater den Namen „Sänger“. Dazu bearbeitet die Klasse folgende Fragen:

  1. Wie kommt es zu dem Namen „Sänger“?
  2. Passt dieser Name deiner Meinung nach zu „Winzling“, wie du ihn bisher erlebt hast?

Hintergrundwissen
Im (Erdkunde-)Unterricht sollte kurz darauf eingegangen werden, wo Winzling mit seinem Rudel eigentlich lebt. Mit Hilfe eines Auszugs aus einem Reiseführer über die USA oder einer Internetrecherche informieren sich die Schüler über den Staat Minnesota. Anschließend stellen sie, indem sie die Erzählung arbeitsteilig nochmals lesen (z. B. jeweils zehn Seiten), zusammen, welche Tiere in den Wäldern dort leben. Mit der Unterstützung des Biologielehrers könnten nun Steckbriefe zu diesen erstellt werden. Natürlich wird der Wolf im Mittelpunkt des Interesses stehen. Die Schüler erfahren bereits aus der Lektüre sehr viel über dieses Tier. Diese Informationen können gewinnbringend aufgearbeitet und ergänzt werden. Methodisch könnte man so vorgehen, dass die Klasse zunächst alle Fragen sammelt, die sie an das Leben der Wölfe hat: Wie alt werden sie? Was fressen sie? Wie verfolgen sie Beutetiere? Wo leben sie? Welche Rolle spielen Welpen im Rudel? … Nun wird gemeinsam überlegt, welche Antworten die Erzählung bereits liefert. Die verbleibenden Fragen werden mit Hilfe einer Recherche im Internet oder in der Bücherei arbeitsteilig beantwortet. Auch die Informationen aus dem Nachwort können einbezogen werden. Interessant ist an dieser Stelle natürlich ein Expertengespräch (z. B. mit einem Vertreter einer Umweltschutzorganisation). Auch das Projekt „Willkommen Wolf!“, initiiert vom Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU), könnte angesprochen werden (Informationen unter http://www.nabu.de).

Das Verhältnis zwischen Menschen und Wölfen bzw. Hunden
Ausgehend von der Szene, in der Menschen dem verletzten Winzling helfen, kann man mit den Schülern das Menschenbild des Protagonisten erarbeiten. Seine Vorstellung ist zunächt von den Warnungen seines Vaters King beeinflusst („Menschen bedeuten für Wölfe den Tod!“, S. 55), ändert sich aber nach seiner ersten Begegnung mit Menschen: „Sein Vater hatte sich geirrt (…). Sie hatten ihm geholfen.“ (S. 69) Im Unterricht wird nun diskutiert, ob Kings Erwartungen an die Menschen berechtigt sind oder ob vielmehr Winzlings Erfahrungen typisch sind. Dabei helfen die oben angesprochene Internetrecherche sowie das Nachwort. Die Schüler finden heraus, dass die Haltung des Vaters sicherlich geprägt ist von den Erfahrungen seiner Vorfahren („Vom 17. bis ins 20. Jahrhundert wurden Wölfe in Nordamerika gnadenlos verfolgt und beinahe ausgerottet.“, S. 141 f.) und dass Winzling einem modernen Naturschützer begegnet ist („Erst Ende des 20. Jahrhunderts stellten wir die Ansichten infrage, die hinter den Vernichtungsaktionen standen.“, S. 142). Kings Bild ist also z. T. überholt und zu verallgemeinert. Abschließend wird Winzlings und Kings Menschenbild in Beziehung zu der Szene gesetzt, in der der ausgestoßene Wolf von Menschen vergiftetes Fleisch frisst und stirbt. Offensichtlich haben auch heute noch viele Menschen Angst vor Wölfen und sehen sie als Bedrohung an. Bei diesem Thema bietet sich ein interessanter Exkurs in die Welt der Märchen an (Rotkäppchen, Der Wolf und die sieben jungen Geißlein, …), in der der Wolf stets als böse und gefährlich charakterisiert wird. Dies sollte im Unterricht zwar kritisch hinterfragt, aber nicht nur einseitig verurteilt und beispielsweise auch aus der Perspektive der Landwirte betrachtet werden. Während sich Winzling vom Angriff des Stachelschweins erholt, lernt er Goldie, den Haushund der Menschen, kennen. Diese Begegnung ist für den Protagonisten sehr prägend und eröffnet den Schülern eine interessante Perspektive auf die für uns so selbstverständliche Haustierhaltung. Sie kann gut mit Hilfe von produktionsorientierten Schreibaufträgen aufgearbeitet werden: Die Kinder verfassen etwa innere Monologe Goldies, einen Dialog zwischen Goldie und einem Nachbarhund über das Erlebnis mit Winzling oder einen Tagebucheintrag ihres eigenen Haustiers (z. B. von einem außergewöhnlich schönen und einem besonders schlimmen Tag).

Die Körpersprache der Wölfe bzw. Hunde
In der Erzählung verfügen die Wölfe und  anderen Tiere über eine gemeinsame Sprache. Vielleicht ist schon bei der Erarbeitung des Hintergrundwissens im Biologieunterricht angesprochen worden, wie sich Wölfe eigentlich verständigen und ob sie wirklich mit Vögeln und Haushunden direkt kommunizieren können. Viele Schüler wissen auch bereits von ihren Erfahrungen mit Hunden, welche Bedeutung Körpersprache hat, und können von Beispielen berichten und diese deuten. Die Körpersprache der Wölfe wird in der Erzählung sehr genau beschrieben. Leistungsstarke Klassen können arbeitsteilig entsprechende Textstellen suchen, in schwächeren Gruppen oder bei wenig Zeit gibt man sie vor, um sie in menschliche Lautsprache übersetzen zu lassen. Geeignete Passagen finden sich z. B. auf den Seiten 21, 22, 28, 36, 38, 40, 41, 89 und 122. Abschließend können die Kinder das Verhalten der Wölfe mit dem ihres/eines bekannten Hundes vergleichen. Sehr engagierte und hundebegeisterte Schüler könnten sogar eine kleine Fotoausstellung zum Thema „Die Sprache des Hundes“ gestalten.


empfohlen von Christiane Althoff