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Negrita von Ornelio Jorge Cardoso. Jugendbuchempfehlung

Onelio Jorge Cardoso:

Negrita

1. Bibliografische Angaben und Lesestufe

  • Onelio Jorge Cardoso: Negrita. Weinheim: Beltz & Gelberg, 2007, 112 S. (aus dem kubanischen Spanisch von Kerstin Vinz, Originaltitel: Negrita)
  • Lesestufe: 5. Klasse

2. Inhaltsangabe

Eine arme kubanische Familie nimmt eine Hündin auf, die sonst ertränkt würde, und gibt ihr den Namen Negrita. Das Tier erweist sich als äußerst intelligent und gelehrig und wird schnell zum unentbehrlichen Familienmitglied. Den Kindern ist die Hündin ein Spielkamerad und dem Vater Bruno eine wertvolle Hilfe bei seiner Arbeit als Schweinehirte auf dem Gut des Don Cristóbal. Eines Nachts, als Negrita den Hof bewacht, muss sie gegen einen Jíbaro, einen wilden Hund, kämpfen. Sie überlebt und auch der Eindringling wird von den Schüssen des Gutsherrn nicht getötet, sondern lediglich verjagt. Aus verletzter Eitelkeit setzt Don Cristóbal alles daran, den von allen Viehbesitzern der Umgebung gefürchteten Jíbaro zu besiegen, und kann ihn auch wirklich in eine Falle locken. Um seine Beute stolz präsentieren zu können, lässt er den Hund zunächst am Leben. Negrita kann dessen Misshandlung nicht ertragen, befreit ihn und folgt ihm in die Berge. Dort erkämpft der Jíbaro für die Haushündin die Akzeptanz des Rudels und sie beginnt ein neues Leben unter den Wildhunden. Noch einmal besucht Negrita, die mittlerweile Mutter geworden ist, Brunos Familie, folgt aber schließlich ihren Instinkten und kehrt in die Berge zurück.

3. Kurzinformationen zum Autor

Der kubanische Schriftsteller Onelio Jorge Cardoso lebte von 1914 bis 198 6. Seine Erzählung Negrita wurde in die Auswahlliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis aufgenommen und mit dem Schweizer Jugendbuchpreis Blaue Brillenschlange ausgezeichnet.

4. Allgemeine Einordnung

Negrita wird von den Schülern mit großer Begeisterung gelesen, da die Handlung rund um Bruno und die Hündin sehr anschaulich und spannend erzählt wird und der geringe Leseumfang und die sprachliche Gestaltung sehr gut bewältigt werden können. Insofern eignet sich die Erzählung schon für starke Grundschulklassen oder gerade für leseschwache Klassen der Haupt- und Realschule. Für den Deutschunterricht einer 5. Klasse bietet Negrita vor allem zwei interessante Themen: die sozialpolitische Situation Kubas vor der Revolution (die Abhängigkeit Brunos von Don Cristóbal wird sehr anschaulich beschrieben) sowie das natürliche Instinktverhalten und die Domestizierung von Tieren. Dieser zweite Aspekt soll in den folgenden didaktischen Überlegungen im Mittelpunkt stehen, um dem Schwerpunkt des vorliegenden Bandes gerecht zu werden. Fächerübergreifende Projekte sind für das Textverständnis sehr gewinnbringend, wenn nicht sogar erforderlich. Im Fach Biologie wird in den 5. Klassen das Verhalten von Säugetieren zumeist ohnehin am Beispiel des vertrauten Hundes besprochen, insofern kann dies sehr schön mit der Lektüre verbunden werden. Grundkenntnisse über das Land Kuba sollten in Kooperation mit dem Erdkundelehrer vermittelt werden. Um die Besprechung des Buches gerade in leseschwachen Klassen nicht zu textlastig zu gestalten, bietet sich auch eine Zusammenarbeit mit dem Kunstunterricht an.

5. Strukturelle und sprachliche Besonderheiten

Die Erzählung umfasst etwas mehr als einhundert Seiten, die in 20 nummerierte, sehr kurze und in sich abgeschlossene Kapitel untergliedert sind. Die große Schrift verringert den Leseumfang nochmals und so stellt er, wie schon angesprochen, auch für leseschwache Schüler kein Problem dar. Die einsträngig und chronologisch erzählte Handlung ist leicht zu erfassen. Die Figuren Bruno und Don Cristóbal werden sehr genau beschrieben, bieten also Ansätze für eine Personencharakteristik. Brunos Kindern werden hingegen keine Eigenschaften zugeordnet, selbst ihre Namen bleiben dem Leser unbekannt. Eine Identifikation findet somit kaum statt. Zuneigung entwickeln die Leser zu Bruno, aber besonders zur Hündin Negrita. Auch Sprache und Stil des Buches sind einfach zu erfassen. Pflanzen, die erwähnt werden und den Schülern nicht bekannt sein dürften, werden im Anhang in einem Glossar beschrieben.

6. Didaktische Anregungen

Nacherzählung
Das 6. Kapitel eignet sich gut für eine Nacherzählung (mündlich und schriftlich). Negrita ist nun nicht mehr nur eine Spielgefährtin für die Kinder, sondern rettet Bruno das Leben, als sie gemeinsam Stiere hüten. Diese spannende Szene können die Schüler zunächst in eigenen Worten nacherzählen. Danach kann die Situation aus Sicht einer Figur der Erzählung wiedergegeben werden. Den Anfang dieser Texte gibt man den Schülern vor: „Ich bin Negrita, Brunos Hund. Heute ist uns auf der Wiese vielleicht etwas passiert. Bruno wollte gerade das Gatter einer Koppel öffnen, als …“; „Ich bin Bruno. Ich habe noch ganz weiche Knie, denn heute morgen ist mir vielleicht etwas passiert. Ich war gerade vom Pferd abgestiegen, als …“; „Ich bin der Stier einer großen Herde. Heute hat es mich vielleicht genervt, eingesperrt zu sein, da …“. Die Schüler sollen nicht nur das Geschehen wiedergeben, sondern auch auf die Gefühle und Gedanken der Handlungträger eingehen.

Das Leben der wilden Hunde
Die Kapitel 12 (ab S. 58) und 15 (ab S. 68) handeln von den Jíbaros. Die Schüler erhalten jeweils vor der Besprechung die Aufgabe, die entsprechenden Seiten wiederholend zu lesen und zusammenzustellen, was sie über die wilden Hunde erfahren, z. B. mit folgender Übung: Sie unterstreichen alle relevanten Textstellen, fassen diese Informationen auf einer Karteikarte in Stichworten zusammen und üben einen kleinen Vortrag ein. Die erste Textstelle beschreibt vornehmlich die Angriffstaktik, die zweite die Regeln des Zusammenlebens, das von einer strengen Hierarchie und Kämpfen um die Rangordnung geprägt ist. Daran kann sich eine Diskussion über die Vorteile und Probleme einer solchen Hierarchie anschließen. Die Schüler werden schnell erkennen, dass sich bei den wilden Hunden nur die körperlich Stärksten durchsetzen, die aber nicht die besten Anführer sein müssen. Die Diskussionsergebnisse können im Anschluss auf das menschliche Zusammenleben übertragen werden (Wie sähe unser Alltag aus, wenn wir eine Hierarchie wie die Jíbaros hätten?).

Natur–Kultur/Instinkt–Erziehung
Ein zentrales Motiv des Textes ist der Gegensatz von Natur und Kultur, der am Beispiel der Hundehaltung erläutert wird. Die Jíbaros, die ihren Instinkten folgen, stehen der Haushündin Negrita, die sich den Menschen unterordnen muss, gegenüber. Die Erziehung und Haltung des Tieres scheint Brunos Familie sehr gut zu gelingen, schließlich siegt aber doch die Natur. Im Unterricht kann man (evtl. in Kooperation mit dem Biologielehrer) erarbeiten, was Bruno Negrita beibringt und auf welche natürlichen Verhaltensweisen sie verzichtet. Im 5. Kapitel wird berichtet, was Negrita alles lernt. Die Schüler erhalten hierzu die Aufgabe, jede neu gelernte Tätigkeit zu markieren. Dabei sollen sie drei Farben benutzen und unterscheiden, was Negrita von Bruno, was von den Kindern und was sie aufgrund ihrer eigenen Neugier lernt (z. B. ein Holzstück zurückbringen, Wespennester meiden, Knoten lösen, …). Hier können die Kinder auch von eigenen Erlebnissen mit Haushunden erzählen. Diese Berichte zeigen oft die Grenzen der Erziehung auf (das Tier greift Besucher an, man kann mit ihm nicht ohne Leine spazieren gehen, …). Die Ursachen für dieses instinkthafte Verhalten sollten dann erarbeitet werden (z. B. will der Hund sein Revier verteidigen). Dabei wird deutlich, dass der Mensch den Hund nur in bestimmten Grenzen erziehen kann. Dies wird dann im Unterrichtsgespräch wieder auf die Handlung der Erzählung bezogen: Gegen die Liebe Negritas zu dem Jíbaro ist Bruno machtlos, auch hier siegen Instinkt bzw. Natur.

Kuba
Auf den ersten Seiten des 9. Kapitels (ab S. 39) wird die Natur in Kuba sehr genau und sinnlich beschrieben. In einer Traumreise stellen sich die Schüler das Land vor: Sie setzen oder legen sich bequem hin, schließen die Augen und hören dem Lehrer zu, der diese Textstelle vorliest, während im Hintergrund klassische Musik läuft. Später beschreiben die Kinder, wie sie sich das Land und das Leben der Menschen dort vorgestellt haben. Anschließend werden in Kooperation mit dem Erdkundeunterricht Fakten gesammelt und z. B. in kleinen Referaten aufbereitet (das Klima, die Landwirtschaft und ihre Produkte, Orte für Touristen auf der Insel, …). In leistungsstarken Klassen kann man auch einen Vergleich anstellen: Inwieweit stimmt das touristische Kuba, wie es in Reiseprospekten gezeichnet wird, mit dem Kuba der Lektüre und den aktuellen sozialpolitischen Gegebenheiten überein? Hier wird den Schülern die große Diskrepanz zwischen dem Alltag der Menschen und dem Eindruck der Touristen (Zigarrenfabriken, Poolanlagen, …) bewusst.

Fächerübergreifendes Arbeiten mit dem Kunstunterricht
Da das Buch (außer dem Titelbild) keine grafischen Darstellungen enthält, könnte der Kunstunterricht einen wertvollen Beitrag zur Anschaulichkeit des Textes leisten. Natürlich ist hier das Erstellen von Illustrationen zu unterschiedlichen Textstellen denkbar. Ein umfangreicheres Projekt wäre ein Modell der Hazienda. Die Schüler tragen dazu alle Informationen über den Hof zusammen, erstellen eine Skizze und bauen ihn dann z. B. mit Pappmaché nach. Anschließend werden die Veränderungen nach dem Angriff des Jíbaros (vgl. Kap. 10 –11) ergänzt. Eine andere Gruppe könnte das Amphitheater, den Wohnort der Jíbaros, nachbauen. Hierzu bringen die Schüler zunächst mit Hilfe eines Lexikons den Aufbau eines Amphitheaters in Erfahrung. Anschließend müssen sie darüber nachdenken, wie ein solches wohl aussieht, wenn es Jahrhunderte nach seiner Entstehung wilden Hunden als Unterschlupf dient. Diese Überlegungen werden zunächst in eine Skizze und schließlich in ein Modell umgesetzt.


empfohlen von Christiane Althoff