Poetische Gestaltungsmittel in lyrischen Texten
Poetische Gestaltungsmittel in lyrischen Texten
Begriff |
Erklärung |
Alexandriner |
Reimvers mit sechshebigem Jambus, der nach der dritten Hebung eine deutliche Zäsur aufweist |
Allegorie |
(griech. „etwas anderes sagen“), bildhaft-konkrete Darstellung von etwas Abstraktem, Allegorie ist das, was sie meint (Unterschied zum Symbol) |
Alliteration (Stabreim) |
(aus lat. „hinzu“ + „Buchstabe“), gleicher Anlaut der Stammsilbe |
Alternation |
(lat. „abwechseln“), regelmäßiger Wechsel von einsilbiger Hebung und einsilbiger Senkung |
Anapäst |
(aus griech. „Zurückschlagen“), dreisilbiger Versfuß, der aus zwei kurzen (unbetonten) Silben und einer langen (betonten) Silbe besteht |
Anapher |
(griech. „Rückbeziehung“), Wiederholung desselben Wortes oder derselben Wortgruppe am Anfang von aufeinanderfolgenden Sätzen oder Satzgliedern |
Antithetik |
(aus lat. „gegen“ + „Behauptung“), Gegenüberstellung von Begriffen oder Inhalten |
Assonanz |
(frz. „Anklang“), Halbreim durch Gleichklang der Vokale |
Asyndeton |
(griech. „unverbunden“), Reihung von Sätzen oder Satzgliedern ohne Konjunktion |
Auftakt |
Unbetonte, der ersten Hebung vorangehende Silbe(n) am Versanfang Beispiel: „Mir ist ich weiß nicht wie / ich seufftze für und für.“ (Gryphius, Thränen in schwerer Krankheit. Anno 1640) |
Ballade |
(ital. „Tanzlied“), ursprünglich ein zum Tanzen gesungenes Lied, heute versteht man darunter eine knapp skizzierende Erzählung in Strophenform, die ein geheimnisvolles, außergewöhnliches Ereignis mit meist tragischem Ende aus der Geschichte, der Sage, der Legende oder aus dem zeitgenössischen Geschehen thematisiert. Die Spannung wird im Schluss, der Pointe, aufgelöst. Man unterscheidet Volksballaden, die als einfache Erzählungen mündlich tradiert wurden, und Kunstballaden, die von einem Dichter gestaltet werden und meist einen kunstvollen Aufbau besitzen |
Bild |
sprachliche Form des anschaulichen, aber uneigentlichen Sprechens, d. h., der sprachliche Ausdruck meint nicht das Bild, sondern etwas anderes. Beispiel: Hektor ist stark wie ein Löwe. das sprachliche Bild kann verschiedene Formen haben, z. B. Allegorie, Chiffre, Emblem, Metapher, Personifizierung, Symbol, Synekdoche, Vergleich |
Blankvers |
reimloser, fünfhebiger Jambus |
Daktylus |
(griech. „Finger“), dreisilbiger Versfuß, der aus einer langen (betonten) Silbe und zwei kurzen (unbetonten) Silben besteht |
Enjambement |
(frz. „Überschreitung“), Zeilensprung, Vers- und Satzende stimmen nicht überein, dadurch besondere Hervorhebung des Inhalts, Zeichen von Zusammenordnung/Zusammengehörigkeit, Steigerung der Dynamik |
Erweiterter Reim |
Gleichklang von Wörtern, die noch Elemente vor dem eigentlichen Reimwort wie einzelne Buchstaben, Vorsilben oder ganze Wörter einschließen, auch Vorreim genannt |
Farbsymbol |
(Farbe + griech. „Kennzeichen“, „Merkmal“) Konkrete Zeichen, in diesem Falle Farben, die auf abstrakten Inhalt hindeuten. Beispiele für Farbsymbole und ihre gängigen Bedeutungen:
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Hebung |
Bezeichnung für die betonte Silbe im Vers, Bezeichnung z. B. mit „–“ oder mit „´“ |
Hyperbel |
(griech. „Übermaß“), Übertreibung |
Hypotaxe |
(griech. „Unterordnung“), Fügung aus Haupt- und Nebensatz |
Jambus |
(griech. „schleudern“), zweisilbiger Versfuß, der aus einer kurzen (unbetonten) und einer langen (betonten) Silbe besteht |
Kadenz |
(zu lat. „fallen“), Form des Versendes, einsilbig (stumpfe oder männliche Kadenz) oder zweisilbig (klingende oder weibliche Kadenz) |
Konkrete Poesie |
Form der modernen Lyrik, die sich der Sprache z. B. unter visuellen oder akustischen Gesichtspunkten bedient (z. B. in Form ornamentaler Anordnung) |
lyrisches Ich |
Bezeichnung für den Sprecher im Gedicht (= Erzähler in epischen Texten), darf nicht mit dem Dichter verwechselt werden, auch wenn es ihm in Stimmungen und Gedanken sehr nahe kommt |
Metapher |
(griech. „Übertragung“), bildhafter Ausdruck, bildhafte Unterstützung der Aussage, Verstärkung der Suggestion im Dienste von Aufwertung oder Abwertung |
Metonymie |
(aus griech. „einen anderen Namen bekommen“), Umbenennung, indem verwandte Begriffe vertauscht werden |
Metrum |
(griech. „Maß“), 1. Bezeichnung für kleinste Einheit im Vers (= Versfuß), mehrere Metren bilden das Versmaß; 2. Bezeichnung für Versmaß, das sich nach Betonung und Dauer bestimmt und den Takt (Versfuß) als kleinste rhythmische Einheit hat. Aufgrund der natürlichen Sinnbetonung unterscheidet man die Versfüße Jambus, Trochäus, Daktylus, Anapäst. |
Neologismus |
(aus griech. „neu“ + „Wort“), Wortneuschöpfung |
Parallelismus |
(griech. „gleichlaufend“), Wiederholung von gleichen syntaktischen Fügungen |
Parataxe |
(griech. „Danebenstellen“), Aneinanderreihung von Hauptsätzen |
Personifikation |
(aus griech. „Person“ + „machen“), Vermenschlichung |
Poesie |
(griech. „das Machen, Dichten“), allgemeine Bezeichnung für Dichtung; als Bezeichnung für Versdichtung steht sie im Gegensatz zur Prosa |
Polysyndeton |
(aus griech. „viel“ + „verbunden“) , Verbindung einzelner Wörter oder Satzglieder mit der gleichen Konjunktion |
Prosa-Gedicht |
Lyrische Bearbeitung eines Stoffes, ohne Endreim oder exaktes Metrum, ohne besonders betonten Rhythmus (Mitte zwischen rhythmischer Prosa und freien Rhythmen) |
Reim |
Gleichklang zweier oder mehrerer Wörter vom letzten betonten Vokal an |
Reimformen |
Binnenreim: Reimwörter innerhalb einer Verszeile Kreuzreim: abab Paarreim: aabb Reiner Reim (Reimsilben zweier Verse sind vollkommen identisch) Schweifreim: aabccb Umschließender Reim: abba |
Rhythmus |
(zu griech. „fließen“), harmonische Sprachbewegung, die aus dem Metrum und der dem natürlichen Sinn folgenden Betonung resultiert |
Rührender Reim |
identischer Klang zweier oder mehrerer Wörter, auch: identischer Reim |
Schüttelreim |
Reimspiel durch Vertauschung der anlautenden Konsonanten der Reimsilben |
Senkung |
Unbetonte Silbe im Gegensatz zur betonten Silbe (Hebung), Bezeichnung z. B. mit „” |
Strophe |
(griech. „Wendung“), Verbindung mehrerer Verse zu einer Sinneinheit als (auch optisches) Gliederungselement eines Gedichtes |
Symbol |
(griech. „Kennzeichen“, „Merkmal“), konkretes Zeichen, das auf abstrakten Inhalt hindeutet |
Trochäus |
(griech. „Läufer“), zweisilbiger Versfuß, der aus einer langen (betonten) und einer kurzen (unbetonten) Silbe besteht |
Unreiner Reim |
Reimsilben zweier Verse sind ähnlich, stimmen aber nur unvollkommen überein, auch: Halbreim |
Vergleich |
Verbindung zweier Bereiche mittels eines Vergleichspunkts („tertium comparationis“), zumeist mit dem Vergleichswort wie |
Vers |
(lat. „Wendung“), gegliederte, poetisch gestaltete Wortfolge (Gegensatz: Prosa) |
Waise |
Reimlose Zeile innerhalb eines gereimten Versgefüges |